Früh Aufstehen hieß es heute. Noch vor Sonnenaufgang sollten wir am Hotel abgeholt werden. Doch vorher wollten wir uns mit einem Frühstück stärken. Leichter gesagt als getan: Als wir im kleinen Speisesaal ankamen, der dem Hotel auch als tunesisches Restaurant dient, sah es schlecht aus mit Essen. Die anderen Urlauber hatten sich über die Brotkörbe und Wurstplatten hergemacht und alles auf ihren Tischen gebunkert. Natürlich beschwerten sich dann schon die ersten, dass die Auswahl nicht groß genug wäre und das der Service im Hotel generell schlecht sei. Der Tag fing also schon bescheiden an.

Selbstredend wurde alles nachgebracht, so dass wir noch zu unserem Frühstück kamen und es wurde fast genausoviel von den anderen Tischen wieder abgeräumt, weil sich die Gäste schlicht zu viel mit genommen hatten. Über solche Leute kann ich mich wirklich ärgern.

Nun gut, nach dem Frühstück kam auch schon bald der Bus, mit dem die Wüstentour stattfinden sollte. Schon beim Einsteigen stellten wir fest, dass die Reisegruppe aus den selben Personen bestand, die noch vor kurzem für schlechte Frühstücksstimmung gesorgt hatten. Ohne jetzt jemandem zu Nahe treten zu wollen: Überwiegend handelte es sich um Rentner aus Deutschland.

Der Weg zum ersten Ziel führte durch unendlich große Felder mit Olivenbäumen. Man fühlte sich wie in einer Episode der Familie Feuerstein, wo auch immer der gleiche Hintergrund am Fahrzeug vorbeigeschoben wird. Genau so sah es hier auch aus. Es gab wirklich nur Olivenbäume. Rund 90 Minuten nach der Abfahrt erreichten wir El Jem, ein Amphitheater, ähnlich dem Kolosseum in Rom. Das Theater ist noch fast bis zu seiner damaligen Höhe erhalten und kann auch bis in den obersten Stock besichtigt werden. Wir sind natürlich die steilen Stufen hochgeklettert, um den Ausblick zu genießen. Doch auch die Katakomben wurden von uns erforscht.

Nach einer guten halben Stunde mussten wir uns den Weg durch die Stadt zum Bus erkämpfen. Wir waren schon etwas spät dran, hatten aber Glück - der Bus wartete noch... Auf einige der schon angesprochenen Rentner. Mit einer knappen Verspätung von etwas über 15 Minuten ging es dann weiter. Das Straßenbild änderte sich nicht. Wieder fuhren wir entlang an endlosen Wäldern aus Olivenbäumen. Irgendwann verkündete unser Reiseleiter, dass wir nun Pistazienbäume sehen würden... Also fuhren wir fortan an unendlich vielen Pistazienbäumen vorbei. Später wurde die Vegetation karger, denn wir näherten uns dem Rand der Sahara.

Gegen Mittag erreichten wir die Oase Gabes. Vorher waren im Bus bereits Tickets für eine Kutschfahrt und einen Kamelritt verkauft worden, obwohl wir schon Kamelreiten mitgemacht hatten, haben wir uns für beides angemeldet. Also ging es für uns in eine Kutsche, deren bessere Tage wohl schon lange vorbei waren. Die Räder wackelten und schaukelten. Doch auch dem armen Pferd vor der Kutsche ging es nicht viel besser: Es sah sehr abgemärgelt aus. Trotzdem brachte es uns recht schnell in die Oase. Hier wächst und gedeiht alles, es ist ein krasser Gegensatz zu der Umgebung der Oase, wo höchstens einige zähe Sträucher und Gräser vorkommen. Leider blühte auch irgendetwas, auf das meine Nase reagierte und das mir einen extremen Heuschnupfen bescherte, wie ich ihn schon seit Jahren nicht mehr hatte.

Gute 40 Minuten später ging es dann weiter Richtung Matmata und damit genau in die Region, in der Star Wars gedreht wurde. George Lucas ließ sich von den Hölenwohnungen inspirieren und verlegte den kompletten Wüstenplaneten Tatooine hierher. Uns wurde die Ehre zu teil, im Haus von Luke Skywalkers Onkel und Tante zu Mittag zu essen. Oder besser gesagt: In der Originalkulisse, denn inzwischen dient der Bau als Restaurant. Man kann aber schon erahnen, dass dort der Film entstanden ist. Zu essen gab es Couscous, ein tunesisches Nationalgericht, mit dem wir schon auf dem Hinflug verpflegt wurden. Es schmeckt übrigens wirklich gut!

Direkt nach dem Essen warteten schon die Kamele auf uns, die auch hier wieder Dromedare waren - Aber egal. Neu war, dass wir nicht in seitlichen Körben Platz nahmen, sondern hintereinander auf dem Rücken des Trampeltieres sitzen konnten. Das ist auch sehr viel bequemer, zumindest für uns. Der Kamelritt führte uns an den Rand von Matmata, wo wir einen Ausblick auf die erstaunlich grüne Sahara werfen konnten. Grün war sie deshalb, weil es durch die frühe Jahreszeit einfach noch nicht so trocken und heiß war, wie im Sommer sonst üblich. Nach einer guten halben Stunde des durchgeschüttelt werdens wartete wieder unser Bus auf uns und brachte uns zum letzten Ziel des Tages, das wir gegen 16 Uhr erreichten. Dabei handelte es sich um eine echte Höhlenwohnung, in der viele Berber auch noch heute wohnen sollen. Diese Höle wurde jedoch wohl für touristische Zwecke hergerichtet, in einer solch aufgeräumten Wohnung kann einfach niemand leben. Interessant war es trotzdem. Die Wohnungen werden durch einen Eingang erreicht, der in den Innenhof mündet. Hier steht man wieder unter freiem Himmel, alle Zimmer gehen kreisförmig vom Innenhof weg und sind in den Boden gegraben. Durch diese Architektur herrscht im Inneren der Räume das ganze Jahr über eine konstante Temperatur und ein angenehmes Klima.

Nach einem kurzen Aufenthalt ging es dann wieder mit dem Bus zurück. Rund fünf Stunden sollte die Rückfahrt dauern. Erst durch die Wüstenrandgegend, dann wieder vorbei an den unzähligen Pistazien- und Olivenbäumen. Zuviel für einige der Mitreisenden. Man meckerte herum, stänkerte, beschwerte sich, dass es so spät geworden war. Natürlich nicht, ohne dass man vorher eine Extrapause verlangt hätte, um noch einmal auf die Toilette gehen zu können. Sicher ist die Tour anstrengend gewesen. Aber trotzdem: Was erwartet man denn von einer Tour, die rund 600 Kilometer vom Hotel weg führt? Doch sicher auch, dass man diese 600 Kilometer auch wieder zurückfährt...

Überhaupt war die Fahrt über die Autobahn zum Teil schon recht interessant. Wir kamen an Türmen von Kanistern vorbei, die samt Inhalt zum Kauf angeboten wurden. Der Reiseleiter klärte uns auf: In den Kanistern befindet sich geschmuggeltes Benzin. Die Verkäufer fahren mit Tankwagen nach Lybien, wo das Benzin sehr viel günstiger als in Tunesien sein soll und verkaufen es dann an den Landstraßen und Autobahnen. Nur mal so als Vergleich, der Lieter Super kostet in Tunesien umgerechnet ca. 0,50 €.

Aber nicht nur Kanister findet man am Straßenrand. Es gibt auch immer mal wieder Restaurants. Die sehen von außen aus, wie irgendwelche Mischungen aus Wohnung und Laden und haben alle eine eigene kleine Schafherde. Morgens zumindest. Mittags hängt dann eines der Schafe kopfüber an einem Fuß aufgebaumelt über den anderen, noch lebendigen Artgenossen. Dort bleibt es hängen, bis irgendwann alles Fleisch verkauft wurde... In der Sonne, dem Straßenstaub und den Abgasen. Immerhin ist in den meisten Fällen auch das Fell noch unversehrt, so dass das Fleisch wenigstens einigermaßen geschützt ist.

Achja: Im Hotel waren wir wieder gegen 21:15 Uhr...